Die Sünden der Welt

Er starb für die Sünden der Welt,

doch was wird die Sünde wohl sein?

Wer hat sich wogegen gestellt,

und warum tat er's nicht allein?

 

Die Zelle, aus der wir entstanden,

sie lebt ohne Tod in uns fort,

nach Teilung sich mit ihr verbanden

die Töchter am selbigen Ort.

 

Doch sind wir geschlechtlich geworden,

der Sex, ach, er brachte auch Tod,

die Eltern – wir müssen sie morden

und ewige Strafe uns droht!

 

Die Mutter, der Vater muss sterben,

den Platz nehmen wir fortan ein,

um alles, ja alles zu erben,

um Teil dieses Lebens zu sein.

 

Und Vorwürfe wir uns so machten,

sie waren von Anfang an da:

Gottvater zu lieben, zu achten,

als Ausgleich der Mensch nunmehr sah.

 

Doch wehe, Gott wird dann missachtet,

von dem, der den andren Gott ehrt,

der wird nun als Erzfeind betrachtet,

dem wird jede Gnade verwehrt!

 

Die Schuld wird auf ihn nun geladen,

der selbst nur versucht sie zu flieh'n,

die Menschlichkeit nimmt weiter Schaden,

um noch mehr Schuld auf sich zu zieh'n.

 

Der Sohn übernahm diese Welt,

das Testament hat er ersetzt,

vom Vater einst selbst aufgestellt!

War er nun darüber entsetzt?

 

Der Teufel traf ihn in der Wüste:

"Erkenne das Böse doch an!"

Obwohl er es eigentlich müsste,

ließ er es nicht an sich heran.

 

Und so wollt' zur Strafe er sterben,

er starb für die Sünden der Welt,

der Löwe wird bald alles erben,

was jenes Lamm uns nur erzählt.

 

Wir leben in grausamen Zeiten

und suchen nur Liebe und Halt,

Gottvater soll Trost uns bereiten,

wenn Angst unsre Seele durchwallt.

 

Die Liebe soll Kraft uns doch geben,

uns helfen, lebendig zu sein,

zu lösen den Kummer im Leben,

nur das ist der Sinn ganz allein!

 

 

(23.05.2022)