Schöne Aussicht

Wenn abends gold'ner Sonnenstrahl,

entwindend sich aus Schlucht und Tal,

die Welt mit Wärme noch beglückt

und in sein Bett sinkt, rot bestickt

am lila Daunen-Horizont,

wo hoheitsvoll die Nacht bald thront,

dann will bewundern ich ihr Kleid,

die sterngeschmückte Ewigkeit…

 

Ich schaue aus dem Loch aus Stein,

das meine Wohnstatt muss hier sein

und seh' der Kräne grelles Licht,

doch Sternenzauber find' ich nicht.

Die Schluchten sind asphaltgetüncht,

dem Schlamm entstiegen, wie erwünscht,

zu dienen Rücklichtern als Flucht,

die Heil im Fortschritt sich gesucht.

 

Nur ein Stern noch am Himmel prangt,

sein schwacher Schimmer kaum gelangt

in diese heiße, laute Stadt,

die ihres Überdrusses satt

doch weiter, weiter expandiert

und sich so in sich selbst verirrt:

Sie explodiert –

der Mensch verliert!

 

Die Sterne waren mir ein Band,

in dem ich Altes wiederfand,

die Menschen sahen auf zum Mond,

mit tiefen Einsichten belohnt,

woher wir kommen, und wohin

uns führt des Lebens tiefer Sinn.

Dies alles ist schon längst vorbei,

jetzt sind wir - frei!

 

 

(09.07.2022)