Zwölf Uhr mittags

Der Marshal Kane, ein Mann der Tat,

einst in den Stand der Ehe trat,

er nutzte früher gern Gewalt

(vom Staat) und stellte Gegner kalt,

die Braut jedoch war Quäkerin

und hatte damit nichts im Sinn:

Gewalt, egal von wem, ist schlecht,

darum war ihr auch gar nicht recht,

als jetzt der Liebste hat entschieden,

zu wahren mit Gewalt den Frieden.

Sein Feind, Frank Miller, kam grad frei,

rief seine Bande flugs herbei,

um endlich sich an Kane zu rächen,

er sollte mit dem Leben blechen!

Dem Marshal war nun völlig klar,

dass Frieden nicht zu wahren war,

wenn man das Böse walten lässt,

doch völlig anders sah's der Rest:

Die einen wollten profitieren,

von Miller und ihn tolerieren,

die andren waren einfach feige –

"Das Böse ignorier' und schweige!"

Der Marshal war nun ganz allein,

ein Säufer nur wollt' bei ihm sein

und auch ein Junge lief heran,

der sich beweisen wollt' als Mann.

Die Angetraute eilte weg,

doch ahnte – es hat keinen Zweck:

Das Böse bleibt wohl kaum am Ort,

es wuchert immer weiter fort…

Vielleicht aus Liebe nur zum Gatten

hat Ideale sie verraten,

dem Bösen schoss sie in den Rücken,

aus Zwängen oder freien Stücken?

Hat's ihr, oh Gott, gar Spaß gemacht? -

Aus seinem Grab Frank Miller lacht…

 

 

(06.11.2022)

 

Hinweis: Der Startschuss dieser Reihe stammt von Andreas Kley und ist hier nachzuerleben: ZWöLF UHR MITTAGS (II) VON AUTOREN. LOSE SAMMLUNG (xbib.de)