Der Dichter und das Schicksal

Was würde wohl ein Dichter sagen,

klopft nachts das Schicksal an die Tür,

da jeden Tag es hört nur Klagen

und bietet diesen Tausch dafür:

 

"Ich kann zur Pfütze Dich leicht machen,

die weder Sturm noch Fluten kennt,

durch die nie Haus noch Deiche brachen,

doch die im Sonnenlicht verbrennt."

 

Der wahre Dichter wird sich sträuben

und schreit dem Schicksal ins Gesicht:

"Nie will ich meinen Schmerz betäuben,

nur er gibt Kraft mir fürs Gedicht!

 

Auf Sturmes Wellen soll erschimmern

das helle, warme Sonnlicht,

und hörest Du auch oft mein Wimmern,

beachte es ganz einfach nicht!"

 

Das Schicksal zieht beruhigt von hinnen,

ein Lächeln liegt um seinen Mund:

Kein Dichter will dem Schmerz entrinnen,

schreibt er sich auch die Seele wund.

 

 

(11.01.2022)