Die Moral von der Geschicht'

Der eine hat die freie Wahl,

dem anderen bleibt die Moral,

zu tun nur, was von ihm verlangt,

wofür der Erste nicht mal dankt,

denn Lohn gibt's ja im Himmelreich,

viel später, Hauptsache - nicht gleich!

Der Vater lügt vom Weihnachtsmann,

doch straft das Kind, fängt auch es an…

Moral – ein Herrschaftsinstrument,

ein kluges Kind es schnell erkennt!

 

Das Kind wird irgendwann zum Mann,

zur Frau, zum Es - dann Untertan…

Doch passt es ins System nicht rein,

bleibt nur der Zweite-Klasse-Schein!

Jetzt endlich darf, wer immer brav,

verprügeln jenes schwarze Schaf,

so wie er selbst geschlagen wurd'

mit fürsorglichem Anstands-Gurt,

und alles, was lang unterdrückt,

bricht aus, der Tugend nun entrückt.

 

Man fragt dann, was die Welt draus lernt,

warum sie immer sich entfernt

so weit von jeder Menschlichkeit,

doch war zur Antwort nie bereit:

Denn Triebe, Wünsche lernen nicht,

sind einfach da, darauf erpicht

ganz hemmungslos sie selbst zu sein,

sie zu "verlernen" ist allein,

was die Kultur zu leisten sucht,

und darum ist der Mensch - verflucht!

 

So mancher hat es überlebt,

doch hilft es nicht, es ist zu spät,

das Herz, die Seele längst zerstört,

die Anklage bleibt unerhört,

ein leerer Körper bleibt zurück,

und der sucht jetzt sein letztes Glück,

indem er sagt: "Ich bin noch hier,

nur dieser Stolz ist noch in mir!"

So ist die traurige Moral,

dass immer neu beginnt die Qual!

 

 

(31.08.2021)