Im Namen des Volkes

Des Nachts vorm Haus ein Fackelschein,

ich sah hinaus, wer kann das sein?

Da standen sie, schnell wurde klar,

die Medien, sie sprachen wahr.

 

Kapuzen trugen sie, in Weiß,

mir wurde kalt, mir wurde heiß,

der Homöopatherrorist

nun auch schon hier zugegen ist!

 

Die Waldorfschüler mit dabei,

wieso sind die noch immer frei?

Ist hier jetzt der geheime Treff

der subversiven RHF,

 

der Reinen Homöo-Fraktion,

die nicht gestoppt durch Spott und Hohn?

Doch lange dauert es wohl nicht,

dann droht ihnen das "Volksgericht"!

 

Denn wer nicht bleibt im Schneckenhaus,

der trägt die Konsequenz daraus,

den sperrt man ohne Gnade ein,

die "Schutzhaft" wird das Beste sein!

 

Mit Hebammen ist auch bald Schluss

und "Steiners Sekte" schließen muss,

Naturheilkunde – grauenhaft,

auch die wird endlich abgeschafft!

 

Der Regenbogen – viel zu bunt,

das ist nur Esoterik-Schund!

Das Zeitungs-Horoskop – oh, jeh,

auf dass ich so was nie mehr seh'!

 

Das Aluminium bleibt nur,

weil's steckt in mancher Heil-Tinktur,

es ist ein Glanzstück der Chemie,

dagegen sein, ist Häresie.

 

So was folgt dann, vor allem wer?

Ein neuer Feind muss dringend her!

Zuerst die andren, sicherlich,

doch dann, oh, weh, dann wohl auch ich!

 

 

(22.12.2021)

 

Anmerkung:

 

Auch dies ist wieder als Satire gedacht, um durch das Stilmittel der Übertreibung auf mögliche gesellschaftspolitische Fehlentwicklungen hinzuweisen.

Hintergrund ist der Spiegel-Artikel "Waldorfschule und Impfgegner - In Steiners Sekte" vom 15.11.2021.

 

Laut Duden ist Satire "Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt."

 

Satire ist in Deutschland durch die Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Freiheit der Kunst (Artikel 5 Grundgesetz (GG)) geschützt. Die Kunstfreiheit ist dann gegeben, wenn der satirische oder künstlerische Charakter zweifelsfrei erkennbar ist, was hier deshalb der Fall ist, da es sich um ein Gedicht- und kein Nachrichtenformat handelt.

 

Gewisse Begriffe mögen problematisch erscheinen, doch wer aus der Vergangenheit lernen will, kann das nur, wenn er sich auch darauf bezieht.

Persönlich lehne ich Rudolf Steiner aufgrund seiner antisemitischen Haltung ab, halte aber die derzeitige Hetze aus völlig anderen Gründen für überzogen.