Nach dem Sturm

Ein Sturm riss meine Hütte fort,

sie stand im tiefen Wald,

und so verließ ich diesen Ort,

ich fror, denn es war kalt.

 

Die Bäume waren auch entzwei,

ich sah nur braches Land,

doch wurde so der Blick mir frei,

ich sag' euch, was ich fand:

 

Ein Schäfersmann mit seinem Hund,

die Schafe dicht dabei,

sie grasten letztes Grün vom Grund

und mahlten es zu Brei.

 

Bald war ein schwarzer Wolf zu seh'n,

kein Baum ihn noch versteckt,

ein schwarzes Schaf dort zu erspäh'n

die Lefzen er sich leckt.

 

Den Schäfer störte es nicht sehr,

dem Hund war's auch egal,

das Schäflein ohne Gegenwehr -

sein Leben war die Qual.

 

Der Sturm hat es ans Licht gebracht,

was immer schon so war,

ein Schäfer mit dem Hund, der wacht,

lenkt braver Schafe Schar.

 

Die schwarzen Schafe stören nur,

der Schäfer weiß es wohl,

die Wolle taugt nicht für die Schur,

gut, wenn der Wolf sie hol'!

 

Ich sehe mir das Spiel so an,

bin froh, nicht Teil zu sein,

kein Schaf, kein Wolf, kein Schäfersmann -

zum Glück bin ich allein!

 

 

(07.03.2021)