Tränen des Vaterlandes

(basierend auf dem Sonett "Tränen des Vaterlandes" von Andreas Gryphius)

Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret!

Der bangen Völker Schar verschließt brav ihren Mund

Und lauscht ergeben dann, was Medien geben kund,

Dass unser Wohlstand und die Jobs sind aufgezehret.

 

Vor unsichtbarem Feind mit Maulkorb man sich wehret

Und wer sich testen lässt, bekommt auch den Befund.

Der Kluge wird verbannt, und ist er auch gesund,

Denn alle fürchten, dass die Pest nun wiederkehret.

 

Das Blut strömt aus dem Kopf und sammelt sich im Bauch,

Trotzdem geht man zum Freund, so war's doch immer Brauch,

Verstand verliert, wenn er mit Wahnsinn hat gerungen.

 

Doch schweige ich von dem, was schlimmer als der Tod,

Was ärger als die Pest und alle Wirtschaftsnot,

Dass nun der klare Blick so vielen abgezwungen.

 

 

(23.04.2020)