Der Kelch des Lebens

Den Kelch aus Glas, den hoben wir,

und Farben strahlten rein,

er wanderte von Dir zu mir

bei warmem Kerzenschein.

 

Solange kühl der rote Wein,

solange hell der Docht,

solange gibt's Zusammensein –

bis einer Brühe kocht…

 

Schon bald hat sie den Wein ersetzt,

ein trüber, heißer Sud,

der Kelch zersprang, nur Splitter jetzt,

und rot - ist nur noch Blut.

 

Der Docht ging aus im heißen Nass,

der Kerzenschein erstarb,

im Dunklen lauerte der Hass,

der beide uns verdarb.

 

Doch bald die Sonne sich erhob

auf Scherben wie Magie:

"Ich baue ein Kaleidoskop!"

"Und ich dann Tiffany!"

 

Jetzt braucht es keinen starken Wein,

der trübe macht die Sicht.

Jetzt braucht es keinen Kerzenschein,

wenn Scherben werden – Licht!

 

 

(25.12.2021)