Sonnet 18

Shall I compare thee to a summer's day?
Thou art more lovely and more temperate:
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer's lease hath all too short a date:
 
Sometime too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimm'd;
And every fair from fair sometime declines,
By chance or nature's changing course untrimm'd;
 
But thy eternal summer shall not fade
Nor lose possession of that fair thou owest;
Nor shall Death brag thou wander'st in his shade,
When in eternal lines to time thou growest:
 
So long as men can breathe or eyes can see,
So long lives this and this gives life to thee.

Sonett 18

Soll ich vergleichen Dich dem Sommertag? 
Wenn lieblicher und sanfter Du doch bist:
Der Wind noch rau durch Maigrün wehen mag
Und ach so kurz ist Sommers schöne Frist:
 
Oft blickt zu heiß des Himmels Aug' herab,
Sein Angesicht statt golden glimmt nur matt;
Und Schönheit selbst fällt von der Schönheit ab,
Weil Zufall, ungestüm Natur dies tat;
 
Doch endlos bleibt des Sommers Reich besteh'n,
Nie stirbt der Zauber Deiner Herrlichkeit;
Nie sieht der Tod ins Schattenreich Dich geh'n,
In Reimen klingst Du ewig durch die Zeit:
 
Solang ein Mensch kann atmen oder seh'n,

Solang soll dies mit Leben Dich durchweh'n.

 

 

(09.10.2021)

 


Hier noch zum Vergleich die wundervolle Übersetzung von Terese Robinson (1873 - 1945) von 1927:

 

 

Soll ich dich einem Sommertag vergleichen,
Der du viel lieblicher und sanfter bist?
Durch Maienblüten rauhe Winde streichen,
Und Sommers Pracht hat allzu kurze Frist.
 
Oft fühlst zu heiß des Himmels Aug' du brennen,
Oft hüllt zu dunkler Schleier sein Azur,
Und stets muß Schönes sich vom Schönen trennen
Durch Zufall oder Wandel der Natur.
 
Doch deines Sommers Glanz wird nie ermatten,
Nie von dir fallen deine Herrlichkeit,
Nie wirst du wandeln in des Todes Schatten,
In ewigen Reimen strahlst du durch die Zeit.
 
So lange Menschen atmen, Augen sehn,
Wird dies mein Lied, wirst du in ihm bestehn.