Der Traum der Vernunft erschafft Monster

Dem Menschen fallen Augen zu,

doch öffnen tausend sich im Nu,

viel schärfer sehen sie dorthin,

wo der Verstand sieht keinen Sinn.

 

Vernunft war nur ein schöner Traum

im engen, rationalen Raum,

die Monster sich erschaffen hat,

durch das, was dachte sie und tat.

 

Der wilde Luchs, das Eulentier,

sie schenken Kraft und Weisheit dir,

doch erst die Schatten-Fledermaus

bringt dich im Blindflug ganz nach Haus,

 

dort, wo dein inn'res Wesen wohnt

und ewiglich als Herrscher thront,

so schlafe, Mensch, schlaf ruhig und fest,

Natur sich nicht betrügen lässt.

 

Dein Monster, das man nur so nennt,

weil es die tiefe Wahrheit kennt,

zeigt diese deutlich dir im Traum,

doch du, im Schlaf, erkennst es kaum…

 

 

(23.04.2022)

 

Anmerkung: Gedicht zum Bild "Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" von Francisco de Goya (1746 – 1828)