Die kleine Frau

Die kleine Frau am Fenster saß,

Im Schoß die alten Hände,

Man hatte sie dort abgestellt,

Meist sah sie kalte Wände.

 

Hier konnte sie die Wolken seh'n,

Mit ihnen konnt' sie fliegen...

Da kam die Schwester durch die Tür:

Tabletten musst' sie kriegen.

 

Dann war sie wieder ganz allein,

Allein in ihrem Zimmer,

Sie schaute durch das Fenster durch –

Den Himmel mocht' sie immer...

 

Und in Gedanken flog sie fort,

Sie flog in alte Zeiten,

Dorthin, wo sie einst glücklich war,

Vor so viel Ewigkeiten.

 

Ihr Leben war, so wie es ist –

Mal schön, mal voller Qualen,

Doch war sie voller Leidenschaft,

Und die ließ sie erstrahlen.

 

Und einmal gab es einen Mann,

Oft musst' sie an ihn denken,

Mit zartem, liebevollem Wort

Ließ sie sich gern beschenken.

 

Nie könnte sie vergessen ihn,

Ein kurzer Glanz im Leben...

Und immer wird erinnern sie,

Was er ihr einst gegeben.

 

Ganz sachte trug das Abendlicht

Den Schatten in ihr Zimmer,

In Augen, offen im Gesicht,

Das lächelte wie immer.

 

 

(08.03.2019)