Das letzte Gebet

Und meide ich auch alle Lehren,

glaub' ich doch an des Lebens Geist,

wenn Leiden nicht mehr abzuwehren,

fleh' ich zu dem, den Gott man heißt:

 

Zur Hölle ist die Welt geworden,

in der die Seele brennen soll,

darf ich mich auch nicht selber morden,

schenk Du den Tod mir gnadenvoll!

 

Und selbst die Pest kann mich nicht schrecken,

der Mensch nur ist des Menschen Feind,

kein Ort, wo ich mich kann verstecken,

die Augen längst schon leergeweint.

 

Erbarmen war hier nie zu finden,

vielleicht gibt's dafür einen Grund,

dass Menschen andre Menschen schinden,

bis auch das Innerste ganz wund.

 

Du hast mit Gaben mich gesegnet,

mit Stärke, Kraft und mit Verstand,

doch Pech und Schwefel hat's geregnet

und nur Verwüstung ich hier fand.

 

Ein Licht wollt' ich damit entzünden,

ein kleines nur in ew'ger Nacht,

doch seh' ich alle Hoffnung schwinden,

der Sturm hat es nun ausgemacht.

 

Doch werde ich mich nicht beklagen,

Dein Wille sei mir stets Befehl,

hab' ich's verdient? Wer kann es sagen -

vielleicht ja reinigt es die Seel'?

 

Des Kämpfens müd' durch tausend Kriege,

so hilf mir nur, dass ich's ertrag,

dass bald in meinem Grab ich liege

und endlich Frieden finden mag!

 

 

(13.03.2021, überarbeitet 30.11.2022)