Ein Wintermärchen

In einem fernen, fernen Land,

erfunden und ganz unbekannt,

da hat ein König nachgedacht,

wie er sein Reich noch schöner macht.

 

Die Untertanen dienten gern,

doch hielt er sich von ihnen fern.

Sie waren laut und machten Dreck,

es wurden mehr, sie mussten weg.

 

Der König nagte seine Knochen,

der Rest hat bald ganz schlecht gerochen,

und da ersann er jenen Plan,

mit dem er gnadenlos begann:

 

Zunächst zum Krieg der König rief,

man starb für ihn, der friedlich schlief,

nur nachher warf man ihm das vor,

jetzt stand er da als dummer Tor.

 

Er zeigte Reue, hat genickt,

doch hielt sich nur für ungeschickt.

Ein zweiter Plan, der musste her,

ihn zu ersinnen fiel nicht schwer:

 

Ein böser Troll war nun der Feind,

der nachts im dunklen Wald erscheint.

Dagegen legte Gift man aus,

nicht nur im Wald, nein, auch Zuhaus'.

 

Die Menschen starben nun daran,

es sei der Troll, hieß es sodann.

Und noch mehr Giftstoff holte man,

der König führte alle an.

 

Den Märchenkönig gibt es nicht,

denn dies ist nichts als ein Gedicht.

In unsrer Welt gab's niemals Krieg,

wenn doch, wär's besser, wenn man schwieg'.

 

 

(07.12.2021)

 

Anmerkung: Gerade die angsterzeugenden Märchen wie ja auch "Hänsel und Gretel" sollen den Helden der Geschichte dazu ermuntern, sich seinen Befürchtungen zu stellen. Keinesfalls sollen solche Erzählungen dazu dienen, dass man am Ende "Hexen jagt".