Man wird nicht besser mit den Jahren, |
Wie sollt' es auch, man wird bequem |
Und bringt, um sich die Reu' zu sparen, |
Die Fehler all in ein System. |
Das gibt dann eine glatte Fläche, |
Man gleitet unbehindert fort, |
Und »allgemeine Menschenschwäche« |
Wird unser Trost- und Losungswort. |
Die Fragen alle sind erledigt, |
Das eine geht, das andre nicht, |
Nur manchmal eine stumme Predigt |
Hält uns der Kinder Angesicht. |
Man wird nicht besser mit den Jahren, |
und Weisheit stellt sich auch nicht ein. |
Als Lebensziel - des Kinds Gebaren, |
schwach, hilflos - kann das alles sein? |
Erinnerung wird glattgezogen, |
wie war doch früher alles schön! |
Vergesslichkeit hat sanft betrogen |
den Menschen, der wollt' vorwärtsgeh'n. |
In all den Fragen längst ertrunken |
ist jener, der dies Sein nicht fasst, |
sein Kind hat er herbeigewunken, |
dass trag' es weiter seine Last.
(01.07.2022) |
Das Original in der ersten Spalte stammt von Theodor Fontane (1819 - 1898).