Auf, tapfre Brüder, auf in's Feld! |
Gerecht ist unser Krieg; |
Uns führet Deutschlands größter Held: |
Uns folget Ehr' und Sieg. |
Ihr Feinde zittert! unser Heer |
Hat Kriegeskunst und Muth, |
Ist schneller mit dem Mordgewehr, |
Und hegt der Väter Blut. |
Wir streiten noch den alten Streit: |
Ein Mann verjaget vier. |
Wir fragen nicht, wie stark ihr seyd; |
Wo steh'n sie, fragen wir. |
Auf, Brüder, schlagt den stolzen Feind, |
So kehrt ihr früh zurück: |
Wer starb, wird dann mit Recht beweint, |
Wer lebt, hat Ruhm, und Glück. |
Der Knabe wünscht sich seinen Stand, |
Das Mädchen blickt ihn an: |
"Der schützt als Krieger unser Land, |
Der schütz' auch mich als Mann!" |
Hört ihr der Stücke Donnerschlag, |
So grüßt ihn mit Gesang; |
Euch lohnet diesen einen Tag |
Der Friede lebenslang. |
Die Kugel treffe, wer sich bückt |
Und scheu zurücke fährt! |
Und wer zur Flucht den Fuß nur rückt, |
Deß Nacken treff' ein Schwert! |
Nein! eh' ich fliehe, stürz' ich hin |
Mit Waffen in der Hand. |
Seyd Rächer, wenn ich treulos bin, |
Gott, König, Vaterland! |
"Auf, tapfre Brüder, auf in's Feld!"… |
ruft lüstern ihr zum Krieg: |
Der Arme ehr- und ruhmlos fällt, |
der Börsenkurs nur stieg. |
Ihr Feinde zittert! unser Heer… |
kämpft kaum, doch exportiert |
den Panzer und das Sturmgewehr, |
die Menschlichkeit verliert. |
Wir streiten noch den alten Streit… |
Ach, das allein ist wahr! |
So geht's in alle Ewigkeit, |
macht Menschsein offenbar. |
Auf, Brüder, schlagt den stolzen Feind… |
im Innersten beginnt! |
Was außen ihr zu sehen meint, |
verfliegt wie Staub im Wind. |
Der Knabe wünscht sich seinen Stand… |
So schützt er Frau und Kind? |
Ist der, den ihr als "Feind" benannt |
aufs Gleiche nicht gesinnt? |
Hört ihr der Stücke Donnerschlag?... |
Ja leider, immerzu! |
Ich wünschte mir nur einen Tag, |
an dem die Welt hätt' Ruh'! |
Die Kugel treffe, wer sich bückt… |
Noch schlimmer als der Feind |
scheint, wer mit Frieden sich begnügt, |
mit Brüdern sich vereint. |
Nein! eh' ich fliehe, stürz' ich hin… |
zur eignen, ew'gen Schand'! |
Die Selbstbestrafung dann im Sinn |
für Gott und Vaterland!
(02.09.2022) |
Das Original in der ersten Spalte stammt von Karl Wilhelm Ramler (1725 - 1798).