Ich fragte zu den Sternen |
wohl auf in stiller Nacht, |
ob dort in jenen Fernen |
die Liebe mein gedacht. |
Da kam ein Strahl hernieder, |
hell leuchtend, in mein Herz |
und nahm all meine Lieder |
zu dir, Gott, himmelwärts. |
Ich fragte zu den Sternen |
wohl auf in stiller Nacht, |
warum in jene Fernen |
er sie emporgebracht. |
Da kam die Antwort nieder: |
»Denk nicht an irdschen Ruhm; |
ich lieh dir diese Lieder; |
sie sind mein Eigentum!« |
Ich fragte zu den Sternen |
wohl auf in stiller Nacht: |
»Gilt dort in jenen Fernen |
auch mir die Himmelspracht?« |
Da klang es heilig nieder: |
»Du gingst von hier einst aus |
und kehrst wie deine Lieder |
zurück ins Vaterhaus!« |
Auch ich die Sterne fragte |
in einer dunklen Nacht, |
in das ihr Licht nicht ragte, |
ob sie an mich gedacht. |
Kein Strahl kam da von ihnen |
und gar nichts wurde hell, |
doch was ich fühlte innen, |
das nahmen sie mir schnell. |
Auch ich die Sterne fragte |
in einer dunklen Nacht, |
darauf ich mich beklagte, |
dass sie es fortgebracht, |
was mir so viel bedeutet |
in dieser dumpfen Welt, |
die sich von neuem häutet, |
egal, ob's mir gefällt. |
Auch ich die Sterne fragte |
in einer dunklen Nacht, |
doch nur ein Stern mir sagte, |
es wäre bald vollbracht. |
Ein Dichter hier auf Erden, |
der kann niemals besteh'n, |
zum Stern muss selbst er werden, |
um zu ihnen zu geh'n...
(03.07.2022) |
Das Original in der ersten Spalte stammt von Karl May (1842 - 1912).