Ich bin durchs Land gezogen,
wo Gerste sich gewogen
im warmen Sonnenschein.
Doch nun war sie verschwunden,
das Feld lag ganz zerschunden
und ich stand dort allein.
Es blieben nur Rosiden,
die gern Gerüchte schmieden,
da drang ich in sie ein
und brannte vor Verlangen:
"Wohin nur ist gegangen
die Gerste auf dem Feld?"
Die Nesseln, die dort thronten,
mit Einsicht mich belohnten,
sie haben's mir erzählt:
"In Julinächten, leise,
da geht sie auf die Reise
in eine andre Welt.
Auf zauberhafte Weise
zieht still sie ihre Kreise,
dass sie die Sense schont,
bis sie an gold'nen Haaren,
sie ewig zu bewahren,
zum Himmel zieht der Mond."
Die Nesseln wieder schwiegen,
doch ich würd' gern hinfliegen,
wo jetzt die Gerste wohnt…
(31.10.2022)