Der Engel

In jener Welt, die nicht von hier,

die zwischen Himmel und der Erde,

erschien des Nachts ein Engel mir,

dass Wegelosigkeit licht werde.

 

Es war nicht Frau und auch nicht Mann,

nicht formlos, doch dem Nichts entsprossen,

sah lächelnd-ausdruckslos mich an,

die Augen wie im Traum geschlossen.

 

Es war nicht jung, doch auch nicht alt,

war seltsam beides gleichermaßen,

war friedvoll eine Urgewalt

und vom Verstand nicht zu erfassen.

 

Es spielte Flöte, tönend-sacht,

in unbekannt-vertrauter Weise,

hat eine Sehnsucht mitgebracht

und ich ergab mich in die Reise.

 

Was einst Geschenk des Alten war,

das ließ sich endlich jetzt verwenden,

ich bürstete mir rein das Haar,

hielt seinen Spiegel in den Händen.

 

Ich holte auch den Stab hervor,

trat seitlich ein in Dimensionen,

wo das Geheimnis dort am Tor

die andren rief, die in mir wohnen.

 

Zurückgekehrt ins Irgendwann,

da waren Worte nicht zu finden,

Geheimnisse der Mensch nicht kann

den tiefsten Tiefen hier entwinden.

 

So bin ich wie zuvor allein,

der Engel ist davongeflogen,

die Sehnsucht wird stets bei mir sein,

vielleicht hat auch der Sinn getrogen…

 

 

(11.01.2022)