Der Sämann

Mit Samenkörnern in der Hand,

verkapselt, hart und alt,

ein Sämann schreitet übers Land

und Abend wird es bald.

 

Der Boden selbst, auch hart wie Stein,

ist unfruchtbar und tot,

wo sollte da noch Hoffnung sein,

wenn Dürre sie bedroht.

 

Ein Sturm aus Norden zieht herauf,

der Wind bläst ins Gesicht,

der Sämann gibt schon beinah auf,

die Kräfte reichen nicht.

 

Die grauen Wolken sieht er zieh'n,

von Regentropfen schwer,

vor ihnen würde gern er flieh'n,

wozu noch Gegenwehr.

 

Doch Sämann ist er, und er bleibt

und sät die Körner aus,

der Sturm die schwarzen Wolken treibt

mit Heulen und Gebraus.

 

Da endlich bricht der Regen los,

der Himmel tut sich auf,

der Sämann zuckt die Schultern bloß,

lässt allem seinen Lauf.

 

Doch dann, es muss ein Wunder sein -

die Körner springen auf,

und grüne Keime, zart und fein,

die steigen hoch hinauf!

 

Und Blatt auf Blatt entfalten schnell,

was lange tief versteckt,

der Horizont, nun wieder hell,

ein Blumenmeer entdeckt.

 

Sie strahlen nun im Sonnenlicht

in schönster Farbenpracht,

der Regen, der aus Wolken bricht,

hat's möglich erst gemacht.

 

 

(19.01.2022)