Die Arche

Und am Ende aller Zeit

war es wieder mal soweit,

Fluten stiegen aus den Tiefen,

als die Eisenhörner riefen,

durch die Nacht, die nicht mehr tagt,

heulte auf die Wilde Jagd,

Menschen sich am selbst vergingen,

das sie in den Netzen fingen,

als die Meere leergefischt,

bis der letzte ward erwischt,

dann begann das große Fressen,

Wahn war nur vom Wahn besessen,

tiefste Tiefen nicht zu messen,

die von ihnen selbst vergessen,

in das Wasser, das man staute,

niemand sich zu tauchen traute,

doch nun kam die dunkle Masse,

angefüllt mit faulem Hasse

und mit allem, was so lang'

sickernd in die Tiefe drang,

wo es gärte, wo es wallte,

wo es sich zusammenballte,

bis es brauste hoch hinauf,

Wellen- stieg auf Wellenhauf

und die gelbgeschäumten Pferde

stürzten sich auf diese Erde,

angelockt durch Feuers Brand,

durch den Baum und Blume schwand,

um auf kahlen, schwarzen Flächen

sich laut brüllend zu erbrechen,

um entfesselt sich zu rächen

für nicht fassbare Verbrechen,

das, was war, nur Schall und Rauch,

lag jetzt in des Meeres Bauch.

 

Einer sah das Unheil kommen,

der, dem alles längst genommen,

der gestrandet auf dem Riff

sich dort baute selbst ein Schiff,

doch die Tiere - ausgestorben,

Pflanzenpracht - auch die verdorben,

also blieb nur, was sich fand

in der Seele reinem Land,

dort in den geheimen Räumen,

wo sich Gutes ließ erträumen,

all das Lieben, Hoffen, Glauben,

was nur da sich konnt' erlauben

frei zu atmen und zu fliegen,

um als Keim im Schoß zu liegen

für die Zukunft, bessre Zeiten,

die sich nur im Traum ausbreiten

vor dem Auge, das verschlossen

vor der Welt, die es verdrossen,

doch so konnt' es erst entstehen,

ohne gleich schon zu vergehen,

denn was faul ist, steckt schnell an,

rette, wer sich retten kann,

also wurd' der Schatz genommen

und die Arche wurd' erklommen,

alles das, was gut und rein,

sollte zweifach dort hinein,

Klugheit, die nach langem Leben

dann auch Weisheit konnte geben,

doch die wollten die nicht mehr,

die nun trieben auf dem Meer,

wo sie von den Fluten tranken,

ehe sie im Wahn versanken,

Glaube an sich selbst, das Leben,

nie genommen, nur gegeben,

Hoffnung, dass wir Hilfe kriegen,

auch wenn Möglichkeiten liegen

in uns, die so leicht zu finden,

wenn wir sie dem Schlaf entwinden,

und, was wir verloren hatten,

wahre Liebe, denn ihr Schatten,

den wir für das Echte hielten,

als wir mit Gefühlen spielten,

lässt sie uns erst dann erkennen,

wenn wir endlich in ihr brennen,

bis das, was den Schatten warf,

sich in ihr erlösen darf.

 

Dann erst kann die Arche landen,

dort, wo wir uns einst befanden,

lang' bevor die Welt entstand,

die im Urmeer nun verschwand,

dann verdampfen auch die Fluten

in des Höllenfeuers Gluten,

die nur ist der Liebe Licht,

warum sahen wir es nicht?

 

(25.04.2021)