Es war an einem Sommertag
und wohl geborgen sie da lag,
die Raupe, gutgenährt und fett,
in ihrem weißen Seidenbett.
Ganz dicht gewebt schloss es sie ein,
zum Schutze sollte es ja sein,
damit die Wandlung auch geling'
zum wunderschönen Schmetterling.
Wie viele der Geschwister schon
trug Vogels Schnabel einst davon,
ein Wall aus Seide war nun Schutz,
den Fressfeinden zum sich'ren Trutz.
Schon bald entstand ein Schmetterling -
der sich im eignen Nest verfing!
Denn statt zu schlüpfen dachte er,
dass innen es doch besser wär'…
Die Sicherheit war höchstes Gut,
den Schmetterling verließ der Mut,
nach draußen blicken konnt' er nicht,
weil dann ja der Kokon zerbricht.
Die Flügel voller Farbenpracht
hat leider nie er aufgemacht.
Er starb im Herbst, im Morgentau,
zerfiel im Matsch, zerfloss im Grau.
(09.09.2022)