Schattenreich

Als Paradies wohl einst erdacht,

verkam es schnell zum Höllenort,

so riss, weil seelenlos gemacht,

das Internet selbst Seelen fort.

 

Wie Fische, die im Netz man fing

durch Gier und Lust im World-Wide-Web,

ein jeder in die Falle ging,

als ob es keinen Ausweg gäb'.

 

So kamen wir ins Schattenreich,

der Mensch war nur noch Avatar,

und Flachheit machte alles gleich,

was früher einmal menschlich war.

 

Der eine Schatten treibt sein Spiel,

ist nur noch böser, dunkler Geist,

verschlingt, was in die Leere fiel,

die er jetzt seine Seele heißt.

 

Der andre Schatten Kühle gibt

in jener überhitzten Welt,

dass er von "Freunden" wird geliebt

und zu den Menschen wieder zählt.

 

Kann er entfliehen, hat er Glück:

Er "setzte" sich nicht, "aß" auch nicht

vom falschen Ruhm, sah nicht zurück

und kriecht empor, empor zum Licht.

 

Erst jetzt erkennt er, dass die Welt

von Hardware nur bevölkert ist,

längst programmiert, darum er fällt

hinab, bis er sich selbst vergisst.

 

 

(07.06.2021)