Die Fassade

Da stehst du nun, des Neides voll,

ruinengleich und innen hohl,

was du einst warst, ist ausgebrannt,

jetzt steht nur noch die Außenwand.

 

Die hast du teuer angemalt

und dafür jeden Preis bezahlt,

doch wer herankommt, sieht sofort,

du bist ein dunkler, kalter Ort!

 

Du schweigst erbittert, schwarzer Rauch

quoll kurz noch aus dem toten Bauch,

aus heißer Asche kalte Wut

sich auf des Nachbarn Haus entlud.

 

Zerfallen soll es bis zum Grund,

dass Stein auf Stein in deinem Schlund

die große Leere neu befüllt,

die äuß'rer Anstrich kaum verhüllt.

 

Schon weißt du längst, da ist kein Sinn,

doch tröstest du dich immerhin,

dass, wenn auch noch der Rest zerfällt,

mit untergeht die ganze Welt.

 

Gemeinsamkeit suchst du im Tod,

doch löscht das letzte Abendrot

auch diesen Trugschluss schließlich aus,

und Dunkelheit verschluckt das Haus.

 

Was übrig bleibt, ist Staub und Schutt,

das endlich noch zu etwas gut:

Wo nackter Hass einst kroch hervor,

ein Blumenmeer hebt sich empor…

 

 

(06.02.2022)