Einst hat ein Philosoph* beschrieben,
wie sklavisch wir die Freiheit lieben.
Sie sei wie Fesseln, wie ein Joch
und beuge selbst die Freisten noch.
Tyrannengleich, so herrscht sie hier,
da wir uns unterwerfen ihr.
Auf ihrem Thron wie ein Despot
sie uns nur aus uns selbst bedroht.
Wer nur nach Sorgenfreiheit strebt,
sich über eigne Angst nicht hebt,
der wird sich niemals überwinden,
die Unfreiheit in sich zu finden.
Wie weise sind doch die Ideen,
das Übel in sich selbst zu sehen.
Der Leser kann das Haupt nur neigen,
bewundernd Hochachtung zu zeigen.
Doch was soll man den Opfern sagen,
die Folter, blinden Hass ertragen,
in Lagern, Kellern eingesperrt,
wo ihnen Qual nur widerfährt?
Wie zynisch all die Weisheit klingt,
wenn Tod in jeden Körper dringt.
Erstickt sie so den letzten Schrei -
und wird ein Mensch durch Arbeit frei?
Nur Täter macht solch Weisheit frei,
als ob es nie geschehen sei.
Die Opfer müssen weiter brennen,
da niemand will die Täter kennen.
Und staunend müssen sie erfahren,
dass sie doch selbst die Täter waren.
Zudem, nimmt Licht man seinen Schatten,
wird Restlicht dessen Schuld erstatten.
Die Richter geh'n, die Zeugen lachen,
um weiter wie bisher zu machen.
So wird die Weisheit blanker Hohn,
wenn sie nur ist der Feigheit Lohn.
(28.07.2021)
*) Gemeint ist das lesenswerte Gedicht "Freedom" von Khalil Gibran