So schaue auf des Meeres Wogen,
|
Und sei zumindest dreimal Held,
|
In weiten Tiefen, die oft trogen,
|
Dem Blick sich nichts entgegenstellt.
|
|
Auf Grenzen muss umsonst man hoffen,
|
Man sieht nur Kontinuität -
|
Und überm Abgrund, lauernd offen,
|
Die Stille erst die Stürme sät.
|
|
Beständigkeit kann's hier nicht geben,
|
Nicht planbar ist der Wellen Art,
|
Manch einer kann nur Furcht erleben,
|
Thalassophobisch er so ward…
|
-----
|
Doch selbst das tiefste Meer muss rücken,
|
Wenn naht ein anderer Titan,
|
Sein flücht'ger Geist muss sich nun bücken -
|
Vor Sprache, welch ein Ozean!
|
|
Nein, Wissenschaft uns fern hier bleibe
|
Und Kasus-Pauken obendrein,
|
Da nur für Geld, zum Zeitvertreibe
|
Wir einfach wollen klüger sein.
|
|
Die Sprache - Kelch geheimer Dinge,
|
Die Sprache - edler Liebe Gral,
|
Sie Freude uns und Sinn auch bringe,
|
Erstrebe fremde, ferne Zahl.
|
|
Dem Meer gleich ist sie völlig offen,
|
So vielgestaltig ihr Gesicht,
|
Sie rettet uns, wenn wir's erhoffen,
|
Erfreut uns, wenn wir eilen nicht.
|
|
Und Wendungen, die plötzlich glücken,
|
Sie können dann, erstaunt, berauscht,
|
So zauberhaft das Ohr entzücken,
|
Dass gleichsam auch das Auge lauscht.
|
|
Talente wir gar sehr bestaunen,
|
Ein Paradies das Wort benennt -
|
Von den Atlantern wir dann raunen,
|
Sie stützen unser Firmament!
|
|
Metapher, Andeutung, Wortketten,
|
Kaleidoskope, zauberhaft,
|
In Strophen, Oden und Sonetten
|
Sie Funkenbündel sich erschafft.
|
|
Könnt ihr als Dichter Worte schreiben,
|
Kommt ihr an jener Quelle an,
|
So lasst sie kochen, lasst euch treiben,
|
Die Sprache - ist ein Ozean!
|
|
|
(19.09.2021)
|
|